Warum lässt Gott all das Übel auf der Welt zu?

Das ist eine so oft gestellte Frage, und es gibt bereits viele, viele Antworten darauf von Philosophen und Theologen. Ich glaube, das Missverständnis ist weniger, wer „Gott“ ist, sondern dahingehend, wer wir sind.

Denn Erstens gilt zu es verstehen: In einer Welt auf der Ebene der Dualität kann es Gutes ohne Böses, Warm ohne Kalt, Hell ohne Dunkel nicht geben. Es ist immer alles im gleichen Masse vorhanden. Wir tragen unzählige Viren, Bakterien und sogar Krebszellen in unserem Körper. Wenn alles in der richtigen Balance ist, bleibt der Organismus gesund. Das ist in der Welt so wie in unserem Körper.

Zweitens stellt Euch diese Frage: Was wäre denn, wenn dieser Gott uns tatsächlich die Macht gegeben hätte, alles Übel selbst zu verhindern?
Also wenn wir nicht nur in Bezug auf sein (vermutetes) Aussehen, sondern in Bezug auf unsere Fähigkeiten sein Ebenbild wären? So oft schieben wir die Zuständigkeit von uns: Die Kindererziehung zu den Lehrern, die Gesundheit zum Arzt, und sogenannte „Führungskräfte“ lagern (!) die Verantwortung an Beratungsunternehmen aus. Wer hat wirklich die Macht und wer nutzt sie wie? Wer lässt dann das Übel auf der Welt zu, wenn nicht wir? Könnten wir nicht alle mehr Verantwortung übernehmen und die Welt anders gestalten. Ja, wir allein. Zu sagen, „er“ ließe das Übel zu, mag Unwissen sein, aber vielleicht eher eine willkommene Ausrede.

Solange wir uns selbst zum Opfer machen, können wir die Welt nicht besser gestalten, denn mit dieser Opferhaltung erlauben wir einigen wenigen, das Erdenspiel zu gestalten. “Man kann ja doch nichts machen” ist ein oft gehörter Satz. Wer ist „man?“ Wer wählt die Mächtigen? Der Dalai Lama sagt, “Wenn du denkst, du bist zu klein um etwas zu bewirken, denke an eine Mücke im Schlafzimmer, wenn du schlafen willst.”  Was wäre, wenn wir uns uns der Bequemlichkeitszone heraus begeben und uns selbst ermächtigen? Die Macht, die Gott uns gegeben hat, annehmen und wirklich verantwortlich damit umgehen?

Ich erinnere an die Karikatur mit Jesus und einem Erdling. Beide sitzen auf einer Parkbank, und der Erdling sagt zu Jesus: „Warum lasst ihr eigentlich dieses Übel auf der Welt zu?“ Jesus sagt „Kind, genau das wollte ich dich auch gerade fragen!“ Gandhi sagte „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“

Drittens: Vielleicht liebt uns Gott so sehr, dass er uns Schmerz leiden lässt und gerade nicht vermeidet! Ein besonderes Beispiel dafür habe ich selbst erlebt. Ich hatte früher einen Geschäftspartner, den man als richtig „harten Knochen“ bezeichnen konnte. Nach nur wenigen Jahren in der Schule hat er sich durchgearbeitet und wurde sehr, sehr erfolgreich und dabei sehr, sehr, sehr hart. Eines Abends lud er mich zu sich nach Hause ein. Ich sah, dass sein Kind, damals fünf Jahre alt, behindert war. Es trug Schienen an den Beinen und konnte nicht alleine laufen.

Wir gingen in seinem Garten spazieren, dort gab es einen Kieselweg, und nach ein paar Schritten sah ich, dass uns der Junge hinterher gerobbt kam—mit den nackten, blutenden Knien auf dem Kieselweg. Ich war entsetzt! Wie konnte dieser Vater das zulassen? Konnte er ihn denn nicht auf den Arm nehmen?! Doch gerade als ich schimpfen wollte, sah ich, dass dem harten Mann die Tränen über die Wangen liefen. Er schaute mich an und sagte „Es ist schwer, das auszuhalten. Aber es ist der einzige Weg, dass er lernt, sich frei alleine zu bewegen.“ Und tatsächlich war es ja die Entscheidung des Jungen, dort zu krabbeln und seine Knie blutig zu machen. Später erfuhr ich, dass der Junge eigenständig wurde. Er bewegte sich allein in der Welt, wurde früh selbstständig, machte früh, mit sieben, schon erste eigene Geschäfte.

Was war wirklich geschehen an diesem Abend im Garten? Weder den Mann noch das Kind hatte ich wirklich geliebt. Wirklich wirklich wollte ich nur meinen eigenen Schmerz vermeiden. Ich dachte nicht darüber nach, was das Beste für das Kind war. Und dieser hartgesottene Typ, den ich vorverurteilt hatte, konnte bei meiner Voreinstellung ja nur hart zum Kind sein … doch er hatte für sein Kind mehr Liebe, als ich ertragen konnte. Frage Dich: Wo verlangst du von anderen ein Verhalten, weil dein Schmerz beseitigt werden soll, wo es um dich geht und gar nicht um Liebe zu anderen?

Manchmal heißt es ja auch: Wen Gott liebt, den straft er mit größeren Hürden, weil wir daran wachsen können. Damit will ich nicht sagen, dass jedes Elend auf der Welt von ihm gewollt ist. Ich meine sogar, dass er gar nichts in diesem Sinne von uns will. Ausser eines: Dass wir daran wachsen können. Lernen können, Konflikte zu vermeiden. Besser verstehen lernen … Wenn wir es denn wollen! Wenn wir nicht die Verantwortung auf Gott, auf Lehrer, auf Ärzte, auf sonst wen schieben, sondern dass wir sie um Mithilfe bitten uns zu unterstützen, wie wir es selber besser machen können.

Weihnachten kann auch so für uns wieder ein revolutionäres Fest sein … ein Fest zur Selbstermächtigung! Frage dich also: Welchen Glaubenssatz kann ich jetzt über Bord werfen? Und welche wirklich guten Vorsätze kann ich 2018 in die Welt bringen?

Ich wünsche euch allen sinnliche und besinnliche Tage!

Herzlichst

Wolfgang
winning for life

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