Vor zwei Wochen saß ich in Berlin mit Dr. Jürgen Karsten zusammen: Steuerberater, Vorstand Advision der ETL Group und Autor des Buches Das Mentalprinzip. Wir brainstormten über einen gemeinsamen Workshop für Unternehmer, die sich für die Erkenntnisse der alten Weisheitslehren und der modernen Quantenphysik öffnen wollten, um beides sinnvoll in ihre Unternehmen zu integrieren.
Diesem „esoterischen Kram“ stehen viele Unternehmer noch sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber. Daher sagte Dr. Karsten:
Wir müssen deutlich machen, dass es hier nicht um die Erleuchtung geht! Es geht darum, dass wir kurz vorher rechts abbiegen zur Steigerung der unternehmerischen Erfolgs!
„Vor der Erleuchtung rechts ab“! Was ein hervorragender Satz! Sofort fragte ich, ob ich ihn verwenden darf. Doch so sehr ich auch von diesem Satz begeistert war, wusste ich doch nicht gleich, was ich daraus machen sollte. Aber dann kamen mir drei weitere Ereignisse in den Sinn, von denen ich hier berichten möchte. Zwei fanden vor dem Treffen statt, eines danach. Mögen sie Ihnen wertvolle „Aha“s bringen!
Wissen vor dem Wissen
Richard David Precht schrieb in seinem Buch Wer bin ich – und wenn ja wie viele? über die Experimente nach Benjamin Libet: Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (FMRT) haben Neurowissenschaftler versucht nachzuweisen, dass bewusste Handlungsentscheidungen des Menschen bis zu zehn Sekunden vorher von bestimmten Hirnregionen unbewusst beeinflusst werden. Damit kam die Frage auf: Wenn in Hirnregionen Signale auftreten, „bevor der Mensch davon weiss,“ gibt es dann überhaupt einen freien Willen?
Nun, wenn man den Menschen als geschlossenes System betrachtet, ist die Frage mehr als berechtigt. Einmal waren bei mir zu Hause zwei hochrangige Gäste: Ein sehr bekannter „Hirn-Professor“ aus Deutschland und Bob Proctor. Ich fragte den Professor, ob unser Gedächtnis im Kopf sei oder eher in einem Feld um uns herum und das Gehirn nur der „Transistor“ ist, der mir den Zugang zu den Informationen verschafft.
Der Professor verneinte strikt, dass es etwas außerhalb des Gehirnes gäbe, das wir als Gedächtnis ansehen könnten. Bezogen auf die Libet-Experimente könne es nichts geben, das einer Gehirnregion einen „Auftrag“ geben können, bevor es das so genannte Bewusstsein erfährt. Bob Proctor stellte sich nach einer Weile schlafend … und meinte später nur: “He doesn’t get it!”
Was meinte er? Was hat der Professor nicht annehmen können? Wenn wir unser Gehirn wie einen Empfänger betrachten, ähnlich einem Radio oder Fernseher, dann brauchen wir, bildlich gesprochen, nur die richtige Frequenz einzustellen, um alle Informationen wahrzunehmen, die im „Äther“ herumschwirren. Wenn es dann „da draußen“ etwas gibt, das uns die Informationen gibt, dann kann es über das Gehirn zunächst sichtbar werden und erst dann ins Bewusstsein kommen.
Aus meiner Sicht ist beides möglich: Wenn mein eigenes Ich, mein höheres Selbst, meine Seele oder wie immer wir dies nennen wollen, zu schwach ist, kann mich jemand anderes beeinflussen, kann mir Informationen geben, die schon „da“ sind, bevor ich mir ihrer bewusst werde.
Aus dem Sportbereich kennen wir den Begriff der Antizipation: Der Spieler ist schon da, wo der Ball später hinkommt. Es ist immer wieder verwunderlich, dass Spitzenspieler manchmal so frei stehen, dass man sich fragen kann: Haben die anderen denn Tomaten auf den Augen? Wenn man dann bedenkt, dass der Spieler schon an seinen Platz ging, als für die meisten noch nicht erkennbar war, dass der Ball dort hinkommen wird, ist verständlich, dass man den Freiraum eher gewährt hat.
Im September leitete ich gemeinsam mit Alain Banon einen Leadership-Workshop. Alain ist ein mit vielen schwarzen Gürteln ausgestatteter Kampfsport-Meister, und er bot folgende Übung an: Vor ihm stand jemand mit einem Stock, den er aufforderte, auf seinen Kopf zu schlagen. Es gelang keinem, immer konnte Alain ausweichen. Wieso? Weil er, bevor der andere die Information ins Bewusstsein bekam, wann und wohin er schlagen würde, Alain schon davon „wusste“ und so einen zeitlichen Vorsprung bekam. Er schien auf einer Ebene außerhalb des Körpers die Information wahrnehmen zu können: Schon dann, wenn das „Ich“ des Angreifers schlagen wollte, aber die Aufforderung noch nicht im Gehirn angekommen war.
Alain sagt dazu: „Wenn ich es mit den Augen schaffen wollte, wäre ich immer zu spät.“ Wir sehen nicht mit den Augen wirklich. Wir können mit unserem Unterbewusstsein viel besser sehen und wahrnehmen. Viele sagen gerne: „mit dem Herzen sehen.“ Gemeint ist in beiden Fällen: Verlassen Sie sich nicht nur auf die Augen! Mit den Augen sehen wir nur einen Ausschnitt des Ganzen (nur einen Teil der Lichtfrequenzen) und dann oft zu spät.
Vor einer Woche habe ich dies noch an einem anderen Beispiel erkennen können: Ich hatte ein Foto-Shooting bei Sylke Gall, die hervorragende Portraits macht. Und dies ist kein Zufall! Sie sagt: „Irgendwie weiss ich vorher, wann der Kunde das richtige Gesicht macht und kann daher im richtigen Moment den Auslöser drücken.“
Wird man mit dieser Fähigkeit geboren? Ich glaube, jeder von uns hat diese Fähigkeit. Aber Muskeln, die man nicht benutzt, verkümmern, und so verkümmert auch diese Fähigkeit. Aber man kann sie wieder beleben!
Ich selbst nutze diese Fähigkeit im geschäftlichen Bereich, und auch Sie können (wieder) lernen, Dinge vorauszuahnen, ohne mit den Augen zu sehen.
Nehmen Sie nicht nur das für wahr, was Sie mit den Augen sehen!Es gibt viel mehr zu sehen, wenn man nicht nur mit den Augen schaut! Vor der Erleuchtung rechts ab – zum Nutzen im Hier und Jetzt!