Häufig hört man den Satz: „Wir sollten zufrieden sein mit dem, was wir haben. Anderen geht es ja noch schlechter!“ Insbesondere den Armen der Gesellschaft wird oft gesagt: „Sei doch zufrieden mit dem, was Du hast! Vor 100 Jahren wäre es Dir noch viel schlechter gegangen!“
Diese Sätze sind zum Teil wahr, zum Teil grundfalsch. Geht es uns heute besser als früher? Ja, auf vielen Ebenen! Sollten wir nun bescheiden sein, uns zurücklehnen und zufrieden geben mit dem, was wir haben? Ganz klar: Nein!
Denn mit etwas zufrieden zu sein bedeutet auch, sich mit dem Status Quo abzugeben, sich damit abzufinden. Zufrieden sein beinhaltet einen Kompromiss: Die Situation ist nicht so gut, wie sie sein könnte, aber, na ja, sie ist auch nicht so schlimm wie vor 100 Jahren.
Inneren Frieden zu haben mit sich selbst, dankbar zu sein für sein Leben, für das was man hat und für die Errungenschaften dieser Welt, das ist gut und richtig. Aber viele verwechseln Dankbarkeit mit dem Zufrieden sein, was Stillstand bedeutet bzw. bewirkt. Diese Unterscheidung ist die Kunst. Es ist wie der Unterschied zwischen zu-hören und hin-hören. Das eine ist geschlossen, statisch, das zweite offen, dynamisch.
Ja, wir sollten dankbar sein für das, was wir erreicht haben. Dankbar dafür, dass Menschen länger und gesünder leben. Dankbar dafür, dass die Gewalt auf der Welt einen historischen Tiefpunkt erreicht hat und weiter sinkt. Dankbar dafür, dass es der Menschheit besser geht als vor 100 Jahren oder 200 oder 1000.
Aber es ist das Natürlichste auf der Welt, dass wir Menschen – wie auch alle anderen Lebewesen – unsere Potentiale weiter entwickeln müssen. Aber zufrieden zu sein bedeutet die Zukunft zu ignorieren! Wir haben doch noch gar keine Vorstellung davon, wie es in der Zukunft sein könnte, und wenn wir zufrieden bleiben, verbauen wir uns die Wege dorthin von vornherein. (Siehe hierzu auch mein Buch Das Beste kommt noch.)
Wir dürfen uns nicht mit dem jetzigen Zustand zufrieden geben! Ab und an mal eine Pause einlegen? Natürlich, das ist in Ordnung, aber anstatt das Ziel zu haben, dauerhaft zufrieden zu sein, ist mein Tipp: Leben Sie in Frieden, in innerem Frieden. Seien Sie dankbar. Aber seien Sie immer offen für Veränderung und seien Sie niemals so zufrieden, dass Sie nicht mehr daran mitwirken, die Welt zu einem bessern Ort zu machen.
Denken Sie daran: Das Gute ist der Feind des Besseren.