Mut, Mauern einzureißen!

Diesen Kommentar erhielt ich auf einen meiner letzten Newsletter zum Thema Zielsetzungen:

Hallo Wolfgang, Gott sei Dank lebst Du nicht zur Zeit der Inquisition, der Scheiterhaufen wäre Dir sicher. Denn Du stellst ja Dogmen, ungeschriebene Gesetze der Erfolgstrainer weltweit in Frage. Das ist ja schon fast so etwas, wie der Fall der Berliner Mauer, und es ist gut so.

Fragen bestimmen die Qualität der Antworten und damit die Qualität unseres Lebens. Ein allseits bekannter Satz. Doch wie steht es mit unserer In-Fragestellung, mit unserer täglichen In-Fragestellung?

Wir sind meist alle groß geworden mit einem Satz: „Frag nicht so viel.“ Oder Antworten wie: „Das verstehst du noch nicht.“ In der Schule ging es nur darum, die richtigen Antworten zu wissen, gute Fragestellungen wurden nicht honoriert. Woher soll es dann kommen, dass wir es als ein Teil unserer Natur empfinden, etwas in Frage zu stellen. Ohne besondere Fragestellungen gibt es aber keinen Fortschritt. Alle großen Erfindungen beruhen darauf, dass sich jemand eine neue Frage gestellt hat.

Doch unser Wissenschaftsmodell funktioniert noch anders. Wenn man als Professor etwas gelten will, dann muss man eine These aufstellen und diese den Rest des Lebens verteidigen. Wenn sie falsch ist – und ich behaupte, sie wird immer falsch sein, zumindest unvollständig – finden wir dies nicht heraus und verteidigen etwas was „falsch“ ist. Wissenschaft, die Aufrechterhaltung des aktuellen Irrtums.

Nur wenn wir Thesen in Frage stellen, können wir herausfinden, ob sie wirklichen Bestand haben, ob sie abgeändert werden müssen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns freuen müssen, wenn wir neue Erkenntnisse haben, selbst, wenn sie eine These obsolet machen, für die wir mal Lorbeeren geerntet haben. Wir sollen uns mehr über unsere Weiterentwicklung freuen, über unsere Erweiterung des Bewusstseins.

Sonst wäre die Erde wohl immer noch eine Scheibe und die Sonne würde sich um die Erde drehen. Aber wir geben ja nicht so schnell auf, es gibt immer noch den Sonnenuntergang.

Im Marketing wird immer versucht jemanden auf ein Thema festzulegen. „Sie müssen sich positionieren! Fixieren!“ Das mag ich aber nicht. Kann ich mich dann wirklich noch frei gedanklich weiterbewegen? Ich hoffe doch sehr, dass ich mit zunehmenden Alter reifer, weiser werde und ein höheres Bewusstsein habe. Kann ich dann immer noch alles gleich vertreten?

Wenn ich mich festlegen muss, dann darauf, dass ich gerne alles in Frage stelle.

Immer wieder, worum geht es eigentlich wirklich, wirklich?

Schauen wir uns Politikerdiskussionen an. Wie schlimm ist es, wenn jemand heute eine gegenteilige Meinung vertritt von dem, was vor einem Jahr ausgesagt wurde.

Nicht Weiterentwicklung wird honoriert, sondern die Chance genutzt, über die Meinungsänderung jemanden zu diskreditieren. Wenn wir wach sind, sollten wir merken, derjenige, der hier den Vorwurf macht, will nicht zur Wahrheit, sondern nur zur Macht.

Natürlich meine ich nicht Jemanden, der seine Fahne in den Wind hängt und tricksen will.

Doch auch mit Fragen kann man manipulieren. Gerade bei Politikern wird dies gerne gemacht, aber wir alle tun es, wenn wir nicht wach sind.

Sagt ein Politiker etwas dazu, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen, kommt von der Gegenseite überlicherweise: „Wie wollen Sie das finanzieren?“ Mit der Wie Frage kann man vieles killen. Aber das ist meist die Absicht.

Wie wäre es, darauf zu antworten „Ja, die Finanzierung ist ein wichtiges Thema. Doch bevor wir dazu kommen, wie wollen wir leben? Wäre es gut, den Vorschlag anzusehen, wenn wir es finanzieren könnten?“

Warum geht es wirklich, wirklich?

Wenn wir dieser Fragestellung konsequent folgen – wird die Welt eine andere werden. Was wäre zum Beispiel die Aufgabe von vielen Industrien? Wäre es nicht eine gute Frage für die Pharmaindustrie, was können wir tun, erfinden, um überflüssig zu sein? Wäre es eine gute Frage für die Bankenwelt, was könnten wir tun, damit unsere Kunden wohlhabend sind? Für die Sozialhilfe, dass wir überflüssig werden. Für Eltern und Lehrer, wie unterstützen wir das Kind am Besten, dass es sein naturgegebenes Potential am Besten entwickeln und leben kann?

Ja, gerne reiße ich Mauern ein. Denkmauern!

Was ist die richtige Frage? Meist die, die dazu führt, dass etwas als falsch erkannt wird bzw. etwas überflüssig wird. Ja alte Glaubenssätze dürfen überflüssig werden.

Unsere Angst darf überflüssig werden. Wenn wir genug Vertrauen in unsere Kreativität haben, dann lösen wir jedes Problem auf einem zukunftskonstruktivem Weg.

Daher wäre es gut, zu hause und in der Schule mehr Fragen zuzulassen und zu trainieren. Ein Nobelpreisträger sagte mal: Wenn ich aus der Schule kam, fragte Mutter nie, was hast du gelernt. Sie fragte immer, hast du heute eine gute Frage gestellt?

Nicht immer wenn sich etwas ändert wird es besser. Aber immer wenn es besser wird, muss sich etwas ändern!

Welche gute Frage haben Sie heute gestellt?

Wie wäre es mit: Wie habe ich mehr Freude im Leben?

Herzlichst,
Wolfgang Sonnenburg
winning for life

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