Dieser Tage reflektierte ich mit jemandem über die Studienzeiten. War da nicht alles besser? Konnte man eigentlich damals schon absehen, was aus einem wird?
„Och, du warst doch damals schon immer so …“ wurde mir gesagt. „Wie war ich denn?“ fragte ich. — „Irgendwie anders als die andern.“ Naja, eine tolle Aussage, dachte ich, damit kann ich nicht viel anfangen. Jeder ist doch einmalig und damit anders.
Ich erinnerte mich, dass ich in einer studentischen Verbindung einen Vortrag halten musste. Mein erster Vortrag im Leben, abgesehen vom Gedicht-Aufsagen zu Weihnachten. Die Tische standen in U-Form. An einem Flügel schliefen die meisten, und am anderen spielten sie Schiffe versenken. Spannend kann mein Vortrag nicht gewesen sein, tatsächlich war er sogar grottenschlecht.
Nach der Veranstaltung kam einer der älteren Herren zu mir und sagte, das sei das Schlimmste gewesen, was sie je hier erlebt hätten. Und so etwas wolle er auch nie wieder erleben. Aufgrund meiner miserablen Leistung spendierte er uns jungen Studenten ein Rhetorikseminar.
Heute bin ich nun weltweit auf unterschiedlichsten Bühnen „zu Hause.“ 8.000 Teilnehmer umfasste die größte Gruppe, vor der ich bisher gesprochen habe. Und die Menschen sagen, ich sei ein geborener Redner.
Konnte man das in der Studentenzeit nun vorhersehen? Wohl kaum.
Aber ich habe mich getraut, mich trotz schlechter Fähigkeit vor Menschen zu stellen und loszulegen. Man konnte sehen, dass ich bereit war, etwas zu tun. Aber mehr auch nicht. Ich habe geübt, und ich habe ausgehalten, dass es schiefging. Wer dazu bereit ist, dem wird der Erfolg begegnen. Auch die Profifussballer schießen öfter neben das Tor als hinein. Und nur weil sie die Nerven behalten und immer weitermachen, haben Sie Erfolg und bekommen Anerkennung und Geld.
Amateure wollen es immer mit einem Schuss erledigen. Aber der Volksmund weiß es besser: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ und: „Übung macht den Meister.“
Jeder hat eine Chance. Auch du!