Der Betrunkene unter der Laterne

Im Beitrag „Geiz ist NICHT geil!“ habe ich über die Coaching-Treffen in Chicago geschrieben. Hierzu gibt es noch eine Anekdote, auf die wir gestern in einem internen Millionär-Workshop zu sprechen kamen:

Der Coach in Chicago – Dan Sullivan – hatte damals die Gruppen nach Einkommen zusammengestellt: Es gab Gruppen mit Teilnehmern, die $100.000 Gewinn pro Jahr machten, andere mit 200.000, 500.000 und Gruppen mit Teilnehmern, die 1 Million und mehr im Jahr verdienten. Das Einkommen musste nachgewiesen werden. Interessant war, dass in allen Gruppen das gleiche Programm absolviert wurde.

(Macht dies Sinn? Ja! In der Millionärsgruppe zum Beispiel waren sehr erfolgreiche Unternehmer, die über enorme Erfahrung verfügten. Der Business-Bewusstseins-Level der Gruppe sorgte dafür, dass Themen immer wieder anders beleuchtet wurden. Jeder kennt es: Wenn man ein Buch ein zweites Mal liest, entdecket man andere, neue Einsichten.)

Nun zur Anekdote: Dan Sullivan wurde von einem Teilnehmer aus der 100.000-Gruppe angesprochen: „Es ist doch unfair, dass die da eine Million und mehr machen. Wir in der 100.000er Gruppe sind doch viel besser!“ Dan antworte: „Ich gebe dir Recht, Ihr seid zum größten Teil besser!“ — „Ja, aber wieso bekommen die mehr, und wieso trennst du die Gruppen?“ — „Weißt du,“ sagte Dan, „wenn ich Euch etwas sage, dann fangt Ihr an, mit mir zu diskutieren. Wenn ich den Millionären etwas sage, dann diskutieren die nicht, sondern probieren aus!“

Diesen Unterschied erlebe auch ich immer wieder. Wie oft werde ich gefragt: Wie wird man Millionär? Wie wird man die Nr. 1 in diesem oder jenem Geschäft? Was macht überdurchschnittlichen Erfolg aus? Und wenn ich dann meine Antwort gebe, wird diskutiert oder sogar gesagt, nein, so gehe es nicht.

Ich erinnre mich dann immer an den alten Witz, in dem der Betrunkene auf Knien bei Nacht um die Laterne krabbelt. Da kommt ein Polizist vorbei und fragt ihn, was er da mache. „Ich suche meinen Schlüssel,“ sagt der Betrunkene. Wo er denn den Schlüssel verloren habe, fragt der Polizist. Antwort: „Irgendwo da hinten.“ — „Und warum suchen Sie hier?“ — „Weil es hier heller ist!“

Genau so empfinde ich viele Frager. Wenn die Antwort nicht unter ihrer „Laterne“ ist, dann wollen sie lieber auf den Schlüssel verzichten und holen sich eben wunde Knie. Da wird das mit der Erleuchtung wohl etwas falsch verstanden.

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