Genies werden gemacht – nicht geboren

Es gibt keine Wunderkinder, sondern nur wunderbare Kinder, die viel trainiert haben“ sagte mir Starpianist Prof. Jura Margulis, der schon in der dritten Generation die internationale Klavierakademie in Freiburg leitet und weltweit Masterkurse gibt. Und er wollte noch etwas richtigstellen: „Übung macht den Meister“ sei nur die halbe Wahrheit, „Der Meister übt“ sei die eigentliche Wahrheit.

Wir trafen uns in Freiburg zu einem Gespräch anlässlich meines Besuches von Rex Lewis-Clark, der auf Einladung von Prof. Jura Margulis einige Wochen in Freiburg Pianomasterclasses absolvierte.

Rex sah ich zum erstenmal, als er im Alter von 9 Jahren in Jokohama auftrat. Er hatte mich so berührt, dass er einer der Winspiration Day Preisträger wurde. Rex war es auch, der als erster ausrief: „Happy Winspiration Day!“.
Sein Auftritt in Baden-Baden 2006 zum Winspiration Day


hat viele Menschen bewegt. Und nun 5 Jahre später ist aus dem Jungen ein junger Mann geworden, der zu einem besonderen Pianisten herranreift, wie auch das deutsche Fernsehen meint:

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Rex’s Mutter Cahtleen hat ein Buch über Rex geschrieben, das im englischen nur den Titel Rex trägt, im Deutschen aber den Titel „Mein Wunderkind“ hat (http://amzn.to/mSaOjR).

Über dieses Wort Wunderkind ergab sich das vertiefende Gespräch dann
mit Prof. Jura Margulis.
Seiner Meinung nach ist Rex kein Wunderkind. Auch wenn es uns berührt, das ein blinder autistischer Junge ein kompliziertes Musikstück nur einmal hören muss um es nachzuspielen, so sei dies doch kein Wunder, sondern nur das Ergebnis von Übung. Und es stimmt, Rex übt seit seinem 2. Lebensjahr. Ist es dann ein Wunder, wenn er 14 Jahre später Musik hören und einfach nachspielen kann. Prof. Margulis meint, er kenne mehrere 16jährige Kinder, die genauso nachspielen könnten, allein aufgrund von Übung. Was ihn besonders überzeugt habe, dass es nicht Talent sondern Training sei, das zur Meisterschaft führe, sei nicht so sehr die Studie über die 10.000 Stunden Übung, die die Universität der Künste in Berlin gemacht habe, sondern vielmehr die Geschichte der Polgár Schwestern (http://bit.ly/o62k6T).

Der ungarische Pädagoge Làszló Polgár meinte,
dass Genies gemacht werden und nicht geboren.
Er wollte es beweisen. Er suchte eine Frau (er soll sogar ein Inserat dafür aufgegeben haben), die mit seiner Idee einverstanden war. Sie gebar ihm drei Töchter. Von klein auf trainierte er die Mädchen im Schach. Und das Ergebnis? Susan wurde Weltmeister und ihre zwei jüngeren Schwestern, Grandmaster Judit und International Master Sofia, erreichten auch die höchsten Ränge.

Also, wenn wir nun den Beweis haben, dass Übung den Meister macht,
dass Talent nicht die entscheidende Rolle spielt.
Was bedeutet dies dann für jeden einzelnen von uns?

Wir brauchen uns nur zu entscheiden, in welchem Bereich wir vorne sein wollen.
In was wollen wir die 10.000 Stunden investieren?
In was wollen wir es zur Meisterschaft bringen.
Haben wir etwas, das uns Wert ist, es zur Exzellenz zu bringen.

Hier noch einmal Prof. Jura Margulis:

Meisterschaft ist das Streben nach Exzellenz in Selbstvergessenheit.“

Herzlichst

Wolfgang Sonnenburg

winning for life

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