Liebe Freunde des Win-Win-Gedankens und der Vorfreude auf eine grosse Zukunft! Im Buch Und das Beste kommt noch! mache ich meine – und es ist nicht nur meine! – Überzeugung deutlich, dass wir in diesem Jahrhundert noch einen Wohlstand erleben werden, den wir bisher nicht denken können. Dazu gibt es eine Frage, die mir Leser immer wieder antragen: „Wenn das wirklich so ist, warum haben viele Menschen dann eigentlich eine so enorme Angst vor der Zukunft?“
Dafür gibt es viele Gründe, und einen möchte ich heute an einem Beispiel verdeutlichen. Schaut Euch mal die ersten Minuten von diesem Gespräch zwischen dem Philosophen Richard David Precht und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz an. Wenn Ihr diese Minuten gesehen habt, versteht Ihr sicher, weshalb ich in der Überschrift gesagt habe, „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Wenn sie nämlich wirklich wüssten, was sie tun, wäre es ja noch erschreckender!
Es geht los mit der Frage, warum die Menschen Zukunftsängste haben. Herr Schulz sagt, er könne dies gar nicht verstehen, denn wir hatten noch nie so viel Frieden auf der Welt wie heutzutage. (Das ist, objektiv gemessen, korrekt. Aber wieso sollte man in Friedenszeiten keine Ängste haben können?)
Und wenn man ein bisschen weiter reinhört und Herr Precht dann seine Meinung äußert, dass „die Wohlstandszeit vorbei“ sei, dann bestätigt Herr Schulz, dass er selbst zur „Goldenen Generation“ gehört und dass seine Tochter jetzt schon kämpfen muss. Zunächst sagt er also, er könne nicht verstehen, weshalb die Menschen in Friedenszeiten Angst haben, und zwei Minuten später, dass die goldenen Zeiten vorbei sind. Bekommt er nicht mit, was er sagt? Und wenn er sagt, seine Tochter müsse „kämpfen,“ woher kommt dieses Weltbild? Vielleicht hat sie sich entschieden zu kämpfen?
Der oberste EU-Politiker/Beamter sagt, die goldenen Zeiten sind vorbei und man müsse jetzt kämpfen. Ist es da nicht logisch, dass Menschen Angst bekommen?
Ich führe dieses Beispiel an, um zu zeigen: Immer, wenn wir alte Muster hochhalten und beschreiben, wie die Welt sein soll, dann kommen wir in Probleme. Der Wohlstand, von dem ich immer spreche, von dem viele Menschen so überzeugt sind, dass er kommt – er wird so anders sein als all das, was wir kennen, dass er ein völlig anderes Leben mit sich bringt. Eines, das wir uns noch gar nicht denken können.
Als die Dampfmaschine erfunden wurde, jammerten und kämpften diejenigen, die am Webstuhl saßen, weil sie Panik hatten ihre Existenz zu verlieren. Heute wissen wir, dass die Dampfmaschine das Leben von Millionen Menschen vereinfacht, verbessert hat. Damals konnte es keiner wissen, denn niemand konnte sich diese neue Welt mit diesen neuen Maschinen vorstellen. Also, ganz klar, hatten die Leute Angst!
Auch als die elektrische Lokomotive eingeführt wurde, haben die Heizer aus Angst gekämpft und mit den Gewerkschaften erreicht, dass auch auf einer E-Lok der Heizer noch Jahre lang mitfahren durfte, obwohl er natürlich nicht mehr nötig war. Erschreckend! Er hatte nichts anderes zu tun als Zeitung zu lesen und seine Stulle zu essen.
Immer wenn Veränderungen kommen, kriegen wir Zukunftsängste, aber wir kriegen die Zukunftsängste weniger deshalb, weil die Veränderung kommt, sondern weil wir eine Kultur haben, die diese transformativen, evolutionären Änderungen nicht richtig gestalten kann; die keine oder kaum Zuversicht hat, in das Potenzial der Menschen; die darauf ausgerichtet ist, das Bestehende zu wahren. Also kämpfen die Gewerkschaften stumpf weiter, und sogar Politiker sagen in Gesprächen wie dem oben genannten, dass alles schlecht wird, statt wirklich konsequent die Transformation zu organisieren.
„Vergib ihnen, denn sie blicken nicht, was zu tun ist …!“