Berufs-Rassismus

Vor einigen Monaten wurde ich von einem Unternehmen als Redner angefragt, um über die Frage zu referieren, wie man Sinn in der Arbeit findet. „Toll,“ dachte ich, „ein Unternehmen, das sich über wichtige Fragen Gedanken macht!“ Dann kam die Absage, mit einer überraschenden Begründung: Man könne mich nicht engagieren, weil ich ja „auch im Network Marketing aktiv sei.“ Kürzlich fragte mich jemand mit empörtem Tonfall: „Wieso können Sie eigentlich so etwas machen?“. Der Fragende meinte mit „so etwas,“ dass unter meinen vielen Tätigkeiten auch Network Marketing ist. Aber auch umgekehrt erlebe ich es, dass mich Leute aus dem Network nicht ganz ernst nehmen oder mich sogar beschimpfen: „Wie kannst du nur irgend etwas anderes machen als das Network!? Du verrätst uns!“

Ich setze mich gerade mit diesem Thema auseinander, weil ich wieder beginne, intensiver im Network zu arbeiten, und ich dann immer wieder gefragt werde, ob ich dies neben all meinen anderen Aktivitäten sozusagen als Nebenjob mache, und wie ich das wohl schaffen könne. Auch fragen mich Menschen, die diesen Teil meiner Arbeit bisher noch nicht kannten, ob ich mir denn sicher sei, „so etwas“ machen zu können.

Systeme sind neutral!

Zunächst möchte ich klar herausstellen, dass die Systeme an sich neutral sind, egal, ob es sich um eine Bank handelt, eine Regierung oder ein Network-Unternehmen. Mit einem Messer kann man ein Butterbrot schmieren, Menschen töten oder Leben retten. Wie das Messer angewendet wird, darüber entscheidet der Mensch, der es in der Hand hat. Genauso entscheiden die Menschen, wie sie die Systeme mit Inhalt füllen, in denen sie sich bewegen.

Eine Bank an sich ist ein neutrales System, und es gibt Banken, die enorm viel Gutes für die Menschen und die Menschheit leisten, und es gibt Banken, die unrühmliche Geschichten haben. Aber dies rührt nicht etwa von den Banken her, sondern von den Menschen, die das System „Bank“ mit Intention und Inhalt füllen. Genauso ist es mit einem Network-Unternehmen: Nicht das System, sondern die Inhalte zählen. Und es zählt die Art, wie die Menschen die Inhalte mit ihrer persönlichen Intention ausdrücken.

Klar, es gibt Investment-Banker, die ihre Seele verraten, nur um Kohle zu machen. Es gibt vielleicht auch arme Bettelmönche, von denen wir nur annehmen, sie würden ihren Purpose leben, aber wer weiß, was deren wirkliche Intention, deren wahre Geschichte ist? Wenn ich jemandem die Türe aufhalte, wie soll ein anderer – von außen betrachtet – wissen, ob ich es aus echter Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mache, oder ob ich mich nur einschleimen will?

Die Arbinger-Pyramide

Vielleicht kennen Sie die Arbinger-Pyramide, ein einfaches Modell, das erklären hilft, wieso manche Dinge in einem Unternehmen gut laufen und andere nicht. Wir setzen sie häufig in der Unternehmensberatung ein:

pyramide

Ein Beispiel: Häufig versuchen Unternehmen, ihre Mitarbeiter mit Bonus-Zahlungen zu motivieren, andere oder bessere Arbeit zu leisten. Doch was, wenn es nicht funktioniert? Mithilfe des Arbinger-Modells fragen wir: Können diese Menschen diese Leistungen überhaupt liefern? Wurde genug Training geleistet?

Wenn wir dann auf die Trainingsebene schauen und passende Trainings anbieten, um den Mitarbeitern neue Fähigkeiten zu vermitteln, und es tritt immer noch kein Erfolg ein, fragen wir weiter: Wie ist das Verhältnis in den Teams, in der Firma, der Organisation, der Gemeinschaft? Und so kommen wir der Sache schon etwas näher.

Stellen Sie sich vor, ein Fußballteam trainiert, trainiert, trainiert, aber der Teamgeist ist nicht da. Jedem ist klar, dass die Leistung dann nicht gut sein kann. Aber auch wenn man es schafft, ein Team aufzubauen, kann es sein, dass es immer noch nicht klappt. Wir kommen eine Ebene tiefer in der Pyramide in Richtung des Fundaments: Wie sind eigentlich unsere Beziehungen zur Welt außerhalb? Zur Welt „out of the box“?

Und dann finden wir oft heraus, dass es tiefsitzende Abgrenzungen gibt: „Wenn sie nicht zu uns gehören, sind sie böse!“ oder „Wer nicht voll zu uns gehört, gehört überhaupt nicht zu uns!“

So erklärt sich das, was ich oben reißerisch als Berufs-Rassismus bezeichnet habe, als menschlicher Zug, der wohl aus der Steinzeit stammt: „Wer nicht zu uns gehört, dem vertrauen wir nicht.“ Dies war aber vielleicht in der Steinzeit wichtig, wo die Stämme mit Keulen aufeinander losgingen, aber in der heutigen Zeit? Unsinn.

Viele Hüte, ein Purpose

Ich selbst engagiere mich für die Winspiration Association und dafür, dass der Human Development Index in der Öffentlichkeit mehr Verbreitung erfährt. Regierungen sollen den Wohlstand ihrer Länder nicht daran festmachen, wie viele Rechnungen geschrieben und bezahlt wurden, sondern an Aspekten wie Bildung und Glück. (Siehe hierzu auch mein in Kürze erscheinendes neues Buch.)

Für das Network Marketing engagiere ich mich, weil das Unternehmen – Nikken – gute Produkte hat, die für die Gesundheit hilfreich sein können, und weil es mit Humans Being More eine Philosophie vertritt, die besagt, dass wir Menschen mehr aus uns machen können und sollen.

Und für die Win-Win AG als Consulting-Unternehmen setze ich mich ein, weil die Produkte wie Brain Trust® Mentoring oder die Coaching- und Consulting-Ausbildungen auf dem Grundgedanken des Purpose-Driven Profit basiert.

Sie sehen die Gemeinsamkeiten dieser drei „Hüte,“ die ich trage: Überall geht es darum, dass wir Unternehmen und Individuen ein Sinn-volles, ein Purpose-basiertes Leben gestalten.

Es geht nicht um die Oberfläche, sondern um die Intention dahinter. Erinnern Sie sich an das obige Beispiel mit der aufgehaltenen Türe: Das System eines Vereins, oder eines Network-Unternehmens, oder einer Unternehmensberatung ist neutral. Unser Inhalt für alles ist der Purpose, den jeder Mensch darin finden kann. Wir unterstützen Menschen, in ihre Kraft zu kommen und ihren Purpose nicht nur zu finden, sondern vor allem zu leben.

Alle sind willkommen

Bei uns ist jeder herzlich willkommen, um bei der Winspiration Association aktiv zu sein, entweder auf eigene Faust oder als Fördermitglied; um im Network als Kunde die Produkte zu nutzen oder als Partner teilzuhaben; um bei der Win-Win AG als Lebens-Unternehmer an Mentorings und Ausbildungen teilzunehmen und Teil der Community zu werden.

In all diesen Bereichen geht es uns darum, Menschen zu unterstützen, Purpose-Driven Profit zu erreichen: Sich selbst in optimaler wirtschaftlicher Situation zu verwirklichen, von innen nach außen zu leben und nicht etwa umgekehrt. Dasselbe gilt auch für mich selbst, und weil ich mir dies auf die Fahne geschrieben habe, kann ich in allen drei Bereichen aktiv sein.

Deshalb bin ich dankbar für die Kritik, mit der dieser Text begonnen hat, denn sie bringt mich dazu herauszufinden, wie wir unsere Außendarstellung verbessern können, um unsere Intention, unser Fähigkeiten und Möglichkeiten der Unterstützung noch deutlicher sichtbar zu machen.

Ihnen allen eine wunderschöne purpose-volle Zeit!

Herzlich, Ihr
Wolfgang Sonnenburg

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