Armut, Hochmut, Demut, oder: Die Kunst, in wirklicher Freiheit zu leben

Wer von Armut spricht, meint meist, dass das Konto leer ist. Viel bedrückender an der Armut ist jedoch, dass der Mut leer ist: Man ist arm an Mut. In meinem Diagramm der Purpose-Quadranten (LINK) gibt es zwar einen Quadranten, in dem wirtschaftliche Armut mit dem Leben des wahren Ich gekoppelt ist, aber das ist nicht der Regelfall. Arm an Mut zu sein bedeutet, sich selbst nicht genügend zu vertrauen, es bedeutet, sich selbst nicht zu fragen: Was will mein Inneres, meine Seele, mein höheres Selbst? Was ist eigentlich meine Bestimmung? Und wer sich das nicht fragt und sein Leben nach den Antworten ausrichtet, der ist abhängig von außen und lässt sich unterdrücken. Und so kommt man sowohl in der emotionalen als auch der wirtschaftlichen Erfüllung nicht weiter. Wer arm ist, stellt sich „unter sich selbst.“

Der Hochmut kommt im Regelfall dann, wenn man Erfolge hatte und etwas geleistet hat, oft verbunden mit wirtschaftlichem Erfolg. Der Mut ist oben, weit oben, und damit ebenso weit weg vom eigenen Ich wie bei der Armut. Wer hochmütig ist, stellt sich „über sich selbst,“ über die eigene Seele. Er ist im Kampf mit der Welt, den Menschen, den Gegebenheiten. Den Hochmütigen geht es äußerlich gut, aber sie negieren ihr wahres Selbst und kämpfen, mit der Welt, den Menschen, den Gegebenheiten, den Gesetzen der Wirtschaft. Der Volksmund sagt: Hochmut kommt vor dem Fall. Und tatsächlich, wer diesen Kampf lange führt, kann ihn nicht gewinnen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er scheitert. Hochmut bedeutet immer auch, Signale zu übersehen, die rechtzeitig zeigen, dass man den Kurs ändern muss.

Der Begriff Demut wird im Sprachgebraucht oft benutzt im Sinne von „jemanden klein machen,“ zu demütigen. Dies sollte aber meiner Ansicht nach eher „armütigen“ heißen: Jemanden dorthin bringen, wo er sich selbst verrät. Die eigenverantwortliche Demut ist sehr mutig! Sie bedeutet zu akzeptieren, dass ich mich meiner Seele, meinem höheren Selbst unterwerfe: Ich akzeptiere, wer ich bin und was mein ureigenstes, wahres Ich ist. Ich mache mich durch die Unterwerfung nicht klein oder arm, sondern ich nehme das an, was meine Aufgabe ist, und lebe mein Naturell. Und bin damit bereit mich gegen die ganze Welt zu stellen, wenn dies erforderlich ist, um mir treu zu bleiben. Da braucht man Mut!

Und es bedeutet auch zu akzeptieren, dass ich nicht das Universum aus den Angeln reißen kann, sondern dass gewisse Gesetze herrschen, denen ich unterworfen bin: Gesetze der Wirtschaft, der Wahrscheinlichkeit, der Gesellschaft, der Natur. Wenn ich in Demut im Einklang mit den Gesetzen lebe, kann ich darin ein Höchstmaß persönlicher Freiheit finden. Im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten gibt es für mich ein Höchstmaß an Freiheit. Ich kann ich mein volles Potenzial leben und meinen Platz im Leben einnehmen.

Ich bin weder unterdrückt noch übermütig, ich bin nicht abhängig davon, was andere über mich denken, ich bin im Einklang mit mir selbst, im Einklang mit meiner Seele. Ich bin nicht wie bei Armut oder Hochmut weit von mir entfernt, sondern lebe mich selbst.

Persönlich bin ich durch die beiden erstgenannten Zustände durchgegangen. Es gab Zeiten, in denen ich arm war, und es gab Zeiten, in denen war ich hochmütig. Ich hoffe wirklich, mit diesen Zuständen „durch“ zu sein und akzeptiere immer mehr den Zustand der Demut. Und in genau diesem Zustand bin ich heute mutiger, fröhlicher und erfüllter als je zuvor, und Purpose Driven Profit ist aus dieser Position am besten zu verwirklichen. Demut ist ein höchst zufriedenstellender, erfüllender Zustand, der eben genau nicht bedeutet, extrem bescheiden sein zu müssen. Nein, gerade in der Demut kann man wirtschaftlich extrem erfolgreich sein, und nur so den Hochmut vermeiden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie, wenn Sie in Armut oder Hochmut sind, diese Stadien schnell hinter sich lassen können und die Kraft der Demut annehmen und leben können. All denen, die bereits ihren Purpose, ihr Wahres Ich, in Demut leben, wünsche ich weiterhin viel Kraft und Lebensfreude. Seien Sie Vorbild für uns alle.

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mit Wolfgang Sonnenburg vom 19. Dezember 2024

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